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Naturschutzeffekte durch Westwallrelikte am südlichen Oberrhein

 

Ulrike Schick, Masterarbeit – 2015

 

Hintergrund:
Ab 1936 wurden im Auftrag des nationalsozialistischen Regimes entlang der deutschen Westgrenze Verteidigungsanlagen wie Bunker, Panzersperren und Höckerlinien errichtet. Die Einzelbauwerke standen über Laufgräben und andere Infrastruktureinrichtungen in einem funktionalen Zusammenhang. Die Gesamtheit dieser Anlagen wird als „Westwall“ bezeichnet. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurden im Zuge der Entmilitarisierung und zum Zweck der Verkehrssicherung sowie im Rahmen von Bauvorhaben zahlreiche Bunker und andere Bauwerke entfernt. Dennoch blieben Relikte des Westwalls erhalten. Diese Relikte wecken in den letzten zehn Jahren zunehmend die Aufmerksamkeit des Denkmalschutzes in allen betroffenen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Saarland, Rheinland- Pfalz und Baden-Württemberg. Darüber hinaus gelten die Überreste als naturschutzfachlich wertvoll, da Einzelanlagen zum Teil seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum beziehungsweise Standort bieten. Die Anlagen gelten zudem als Elemente des Biotopverbundes. Im Rahmen des Projektes „Grüner Wall im Westen“ der BUND-Landesverbände Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Saarland wurden Konzepte für die Kooperation von Denkmal- und Naturschutz zum Schutz des Westwalls erarbeitet sowie zahlreiche Anlagen erfasst und ihr Wert für Denkmalpflege und Naturschutz erhoben. Damit sind wichtige Grundlagen für einen erfolgreichen Schutz der Relikte sowie zur Vermeidung von Konflikten zwischen Denkmal- und Naturschutz gelegt. In Baden-Württemberg stehen die Westwallrelikte als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz. Dennoch fehlen Kenntnisse über die Lage der Einzelanlagen und deren Potential für Denkmalpflege und Naturschutz, sowie die notwendige Aufmerksamkeit für einen effektiven Schutz der Relikte. So wurden die Westwallrelikte bei den Planungen für das Integrierte Rheinprogramm (IRP) nicht rechtzeitig berücksichtigt, wodurch erneut Elemente des Denkmals entfernt wurden.

Zielsetzung:
Daher sollen im Rahmen dieser Abschlussarbeit Westwallrelikte am südlichen Oberrhein erfasst, ihr Naturschutzwert eingeschätzt und Ansätze für den zukünftigen Umgang mit den Relikten erarbeitet werden.

Methoden:
Das gewählte Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der Autobahnausfahrt Efringen-Kirchen im Norden bis zu dem Stauwehr Märkt im Süden. Im Westen wird es durch den Restrhein, im Osten durch die Eisenbahnlinie begrenzt. Die im Gelände noch erkennbaren Relikte werden aufgesucht, als Relikte des Westwalls identifiziert und mit einem GPS-Gerät kartiert. Zur Einschätzung des naturschutzfachlichen Potentials werden an den Überresten der Bunker die Standorts- und Strukturenvielfalt sowie die aktuelle Bewuchssituation mit einem standardisierten Erhebungsbogen erfasst. Dieser orientiert sich an einem in dem Projekt „Grüner Wall im Westen“ erprobten Erhebungsbogen. Von den erfassten Elementen werden Rückschlüsse gezogen, welchen Arten und Artengruppen die jeweilige Anlage eine Nische bieten kann. Neben den baulichen Anlagen befinden sich in dem gewählten Untersuchungsgebiet Reste von Laufgräben. Da noch keine Erkenntnisse zum Naturschutzpotential der Laufgräben des Westwalls vorliegen, wird in unterschiedlichen Grabenbereichen versuchsweise der Bewuchs als Bändertransekt aufgenommen, ein Grabenprofil an der entsprechenden Stelle erstellt sowie die Exposition ermittelt. Aus den floristischen Erkenntnissen sollen Rückschlüsse auf den naturschutzfachlichen Wert des Grabens gezogen werden. Da nicht bekannt ist, ob die Flora der Gräben naturschutzrelevant ist, werden ergänzend freie Notizen zu Auffälligkeiten in den Gräben gemacht. Diese Erkenntnisse bieten die Basis für Ansätze für den künftigen Umgang mit den Relikten. Ergänzend werden Konzepte und Erfahrungen aus den drei anderen Bundesländern sowie der Denkmalwert berücksichtigt.

  


Laufzeit:

Juni 2015 - Dezember 2015

Referent:

Prof. Dr. Werner Konold

Korreferent:

Dr. Markus Herbener

Bearbeitung:

Ulrike Schick

 

 

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