Die Waldränder am Schönberg bei Freiburg: Struktur und Systematik
Jeanette Bihlmaier, Masterarbeit – 2015
Hintergrund:
Als Saumbiotope stellen Waldränder vielgestaltige Übergangszonen zwischen zwei angrenzenden Landschaftselementen dar. In der Naturlandschaft entwickeln sich diese ausschließlich an natürlichen, standortbedingten Waldgrenzen. In der Kulturlandschaft entstehen Waldränder dagegen vornehmlich an Besitz- und Nutzungsgrenzen. Sie sind Zeugen historischer und rezenter Nutzungsformen sowie Gestaltungsmaßnahmen und stellen ein kulturlandschaftliches Charakteristikum dar. Sowohl natürliche als auch anthropogen entstandene Waldränder beherbergen als Sonderstandorte mit kleinflächig variierenden abiotischen Faktoren eine spezielle floristische und faunistische Zusammensetzung und zeichnen sich durch eine Vielzahl an strukturellen Erscheinungsformen aus. Neben der Habitat- und Standortfunktion verfügen Waldränder darüber hinaus über die Eigenschaft als Biotopvernetzungslinie, stellen für einige Tierarten wichtige Quellhabitate ebenso wie Refugial- und Rückzugsräume dar und leisten damit einen Beitrag zur (regionalen) Biodiversität. Nicht zuletzt prägen Waldränder als ästhetisch wertvolles Kulturlandschaftselement das Landschaftsbild und symbolisieren durch ihren regionaltypischen Wiedererkennungswert das Gefühl der Heimatzugehörigkeit. Während Waldränder noch in den 90er Jahren den Forschungsschwerpunkt einiger wissenschaftlicher Studien darstellten, kam diesen in den letzten Jahren kaum mehr Aufmerksamkeit zu. Der Wert von Waldrändern droht in Vergessenheit zu geraten und deren naturschutzfachliche Qualität im Zuge der fortschreitenden Intensivierung der Landwirtschaft und Homogenisierung der Forstwirtschaft zu schwinden. Einen ersten praxisorientierten Ansatz zum Schutz und zur Entwicklung bestehender Waldränder liefert das seit 2014 laufende Projekt „Waldränder“ der FVA (Forstliche Versuchsanstalt), in Zusammenarbeit mit der Professur für Landespflege der Fakultät für Umwelt- und Natürliche Ressourcen (Universität Freiburg) und finanziell unterstützt durch die DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt). Als Wissensgrundlage hierfür gilt die Kenntnis über den aktuellen Zustand der Waldränder und deren morphologische Ausprägungen – ein in der wissenschaftlichen Fachliteratur bisher stark vernachlässigter Themenkomplex.
Zielsetzung:
Vor diesem Hintergrund verfolgt die hier vorgestellte Studie mit dem Titel „Die Waldränder am Schönberg bei Freiburg: Struktur und Systematik“ das Ziel regionaltypische Waldranderscheinungsformen herauszustellen, wobei vor allem deren strukturelle Typisierung und somit die Entwicklung allgemein übertragbarer Waldrandkategorien im Vordergrund steht.
Methoden:
Die Wahl des Untersuchungsgebiets basiert auf einer überwachten Landnutzungsklassifikation. Unter Berücksichtigung der im Vorfeld festgelegten Kriterien eines potenziellen Untersuchungsgebiets (Waldfragmente mit einem Umfang von 15 - 45km, flächenmäßig möglichst ausgewogen Waldrandexpositionen und einer besonderen Variabilität der angrenzenden Nutzung) stellen sich die zwei Waldfragmente des Schönbergs bei Freiburg als geeignet heraus. Um einen möglichst flächendeckenden Eindruck der Waldränder zu erlangen, wurde eine zweigeteilte Aufnahmemethodik gewählt. Zum einen erfolgt entlang eines Abschnitts von jeweils 50m eine grobe Klassifizierung der strukturellen Merkmale des entsprechenden Waldrandtyps. Zum anderen wird im Abstand von je 150m ein zum Waldrand orthogonal verlaufendes Transekt mit jeweils 15 angrenzenden 1m² großen Plots gelegt, in welchen sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte der Strauch- und Krautschicht aufgenommen werden. Deckungsgrade werden mithilfe der LONDO-Skala ermittelt. Neben der angrenzenden Nutzung, Waldrandexposition und Hangneigung, werden unter anderem auch das Vorkommen diverser Eutrophierungszeigerpflanzen und Neophyten notiert. Zur Quantifizierung des Baumbestands bzw. dessen Dichte im Bereich der orthogonalen Transekte kommt die Point-Centered-Quarter-Methode zum Einsatz.
Mai 2015 - Oktober 2015
Prof. Dr. Werner Konold
Prof. Dr. Albert Reif
Jeanette Bihlmaier