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Quantifizierung von Mikrostrukturen und Mikrohabitaten in Eichen-Stockausschlagwäldern

 

Alex Carneiro, Masterarbeit – 2015

 

Hintergrund:
Klein- und Kleinststrukturen an Bäumen sind ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Artengruppen. Neben Strukturen wie Hohlräume, Rindentaschen oder Astlöcher, welche als Habitate fungieren, spielt auch das Totholz eine zentrale Rolle im Hinblick auf die Biodiversität. Xylobionten wie z.B. der Hirschkäfer (Lucanus cervus) oder der Balkenschröter (Dorcus parallelopipedus) sind auf Totholz angewiesen und schaffen durch ihre Fraßtätigkeit neue Mikrohabitate für zahlreiche Wirbeltiere. Von den 1340 Xylobionten Arten in Mitteleuropa ist etwa die Hälfte vom Aussterben bedroht. Dies lässt Rückschlüsse zu, dass die notwendigen Strukturen und Lebensräume gefährdet sind. Es existiert die Hypothese, dass verschiedene Parameter wie z.B. der BHD, die Baumdichte, das Baumalter oder der Vitalitätszustand des Bestandes mit der Anzahl und Verteilung von bestimmten Mikrostrukturen und Mikrohabitaten korrelieren. Solche Erkenntnisse könnten zukünftig bei Waldbehandlungsmaßnahmen berücksichtigt werden, wodurch ein wesentlicher Beitrag zum Naturschutz geleistet werden würde. In durchgewachsenen Eichen-Stockausschlagwäldern, welche aufgrund wirtschaftlicher Rentabilität oft unbehandelt vorzufinden sind, zeigt die Eiche vielfältige Erscheinungsbilder. Vor allem durch den aus der Niederwaldbewirtschaftung erzielten Dichtstand kommt es beim „nicht auf den Stock setzen“ im Laufe der Evolution zur Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe. Bedingt durch diese intraspezifische Konkurrenz bilden sich unterschiedliche Strukturen und Habitate aus. Besonders bei Stockausschlägen kommt es durch Absterben bzw. Abbrechen von weniger vitalen Ausschlägen zur Bildung von Hohlräumen oder Astlöcher im Stammbereich. Neben diesen Strukturen, welche z.B. von der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) als Überwinterungsquartiere genutzt werden, bietet die Eiche mit ihrer grobborkigen Rinde und weiteren Strukturen für eine Vielzahl von Vögel, Insekten und Wirbeltiere einen unverzichtbaren Lebensraum. Es besteht die Vermutung, dass eine Vielzahl von Kleinstlebensräumen in Eichen-Stockausschlagwälder vorhanden sind. In welcher Dichte und im welchem Umfang diese dort vorkommen wurde bislang allerdings noch nicht dokumentiert.

Zielsetzung:
Im Rahmen dieser Masterarbeit sollen durch visuelle Beobachtung Mikrostrukturen und Mikrohabitate in einem durchgewachsenen, einem schwach durchforsten und in zwei in Konversion zum Hochwald befindenden Eichen-Stockausschlagwälder aufgenommen werden. Die erwähnten drei Niederwaldgruppen sollen bezüglich der Häufigkeit, der einzelnen Mikrohabitaten miteinander verglichen werden. Des Weiteren sollen mögliche Korrelationen zwischen Bestandsparametern (BHD, Baumdichte, ...) und dem Auftreten von Mikrohabitaten statistisch geprüft werden. Weiterhin soll das Totholzvolumen aufgenommen und mit dem von anderen Waldtypen verglichen werden.

Methoden:
Die sich im Norden Luxemburgs befindenden Aufnahmeflächen wurden anhand von Forstinventaren ausgewählt. Die ausgewählten Parzellen weisen ein vergleichbares Alter auf und haben eine Mindestgröße von 3,4 ha. Mithilfe einer Karte und einem 50m x 50m Rasters wurden die möglichen Aufnahmepunkte bestimmt. Für jede Niederwaldgruppe wurden zufällig acht Probepunkte definiert. Auf Probeflächen von 250 m2 wurden Mikrohabitate aufgenommen. Zusätzlich wurde stehendes und liegendes Totholz, gemäß der Aufnahmeanleitung der Bundeswaldinventur aufgenommen. Folgende Strukturen und Mikrohabitate wurden im Aufnahmeset berücksichtigt: Spechthöhlen, Astlöcher, Wasserlöcher, Insekt Galerien und Bohrlöcher, Rindenverlust, frei liegendes Kernholz, Rindentaschen, gleichmäßige Einkerbungen, Bruchstellen, Risse, Narben, Wurzelsäulen, Hexenbesen, Stammfußform, Totäste, Moosbedeckung und Flechtenbewuchs, Nester, Fruchtkörper, Mikroböden, Saftfluss und Krebsvorkommen. Anhand von statistischen Tests ist zu prüfen ob es signifikante Unterschiede in den drei Niederwaldgruppen hinsichtlich des Vorkommens der oben aufgeführten Strukturen und Mikrohabitate gibt.

 


Laufzeit:

Mai 2015 - Oktober 2015

Referent:

Dr. Christian Suchomel

Korreferent:

Prof. Dr. Jürgen Bauhus

Bearbeitung:

Alex Carneiro

 

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