Schutz der Wälder

Schutz der Wälder unter globaler Biodiversitäts- und Klimapolitik

 

Hintergrund

Wälder bedecken heutzutage ca. 30 % der globalen Landfläche. Während der letzten 8.000 Jahre wurden über die Hälfte der globalen Waldfläche in andere Landnutzungsformen umgewandelt – größtenteils während des letzten Jahrhunderts. Weltweit gibt es derzeit ca. 4 Milliarden ha Wald; davon sind noch etwa 36 % Primärwald (FAO 2010).

Tieflandregenwald, Südkamerun. (© CB Schmitt)

 

 

 

 

 

 

Die fortschreitende Entwaldung und Degradierung von Wäldern in Entwicklungsländern ist für ca. 20 % aller anthropogen verursachten Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich (IPCC 2007). Deshalb ist d ie Entwicklung von Anreizsystemen zur Vermeidung von Emissionen aus Entwaldung und Degradierung in Entwicklungsländern (REDD+) derzeit eines der wichtigsten Themen im Verhandlungsprozess der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) für ein Kyoto-Folgeabkommen nach 2012. Durch REDD+ sollen tropische Länder Kompensationszahlungen für vermiedene Entwaldung und die dadurch reduzierten CO2-Emissionen erhalten. Durch REDD+ können sich Synergien zwischen den Klimaschutzzielen der UNFCCC und den Bestrebungen zum Schutz von Biodiversität des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) ergeben, jedoch gibt es bisher noch keine international anerkannten Richtlinien für die Ausgestaltung des Mechanismus.

 

Projektziele

Das Projekt zielt darauf ab, die potentiellen Chancen und Risiken verschiedener REDD+ Optionen mit Blick auf die Bestrebungen der CBD zum Schutz der Biodiversität der Wälder zu analysieren. Darauf aufbauend werden Empfehlungen für das Erreichen von möglichst großen Synergien zwischen dem Schutz von Biodiversität und der Implementierung von REDD+ entwickelt.

Überreste des Ambohitantely Waldes im sub-humiden Hochland
von Madagaskar. (© CB Schmitt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Das Thema wird von zwei Seiten angegangen: Teilprojekt 1(TP1), das am Institut für Forst- und Umweltpolitik (IFP) angesiedelt ist, analysiert und bewertet die Wald- und Klimaschutzstrategien auf der Ebene internationaler Politikregime. Das am Institut für Landespflege angesiedelte Teilprojekt 2 (TP2) geht der Frage nach, wie Schutz, Erfassung und Monitoring von Waldbiodiversität auf der Projektebene und der nationalen Ebene in Klimaschutzstrategien integriert werden können.

 

Vorgehen / Methodik

Am Anfang des Projektes stand eine ausführliche Literaturrecherche und Analyse des bestehenden Wissens, die durch die Durchführung eines Expertenworkshop ergänzt wurden. Im zweiten und dritten Projektjahr werden in beiden Teilprojekten Experteninterviews durchgeführt.

Der Austausch mit internationalen Experten aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft nimmt eine zentrale Stellung im Projekt ein. In diesem Sinne wird das Vorhaben durch eine projektbegleitende Arbeitsgruppe unterstützt (PAG), die sich aus Experten verschiedener Nichtregierungsorganisationen und politischer Institutionen zusammensetzt.

Weiterhin werden der Austausch mit anderen Organisationen und die Analyse der REDD+ Verhandlungen durch die Teilnahme an den Vertragsstaatenkonferenzen (COP) und den Fachausschüssen (SBSTA, bzw. SBSTTA) der UNFCCC und der CBD gewährleistet. Neben den geplanten Beiträgen für wissenschaftliche Fachzeitschriften ist die politische Anschlussfähigkeit der Analysen ein wichtiges Ziel des Projektes. Sie wird durch die kontinuierliche Beobachtung der politischen Prozesse ermöglicht, und ist eine wesentliche Vorraussetzung um konkrete, politikrelevante Ansätze für die Ausgestaltung des REDD+ Mechanismus zu entwickeln. Diese werden durch Strategiepapiere, Vorträge und konsultative Gespräche in die laufenden Prozesse eingebracht.

Das in den 80er Jahren im Regenwald entstandene Dorf
Montevideo in der Huánuco
Region, Peru. (© CB Schmitt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fragestellung Teilprojekt 2

Während die internationalen Verhandlungen noch andauern, entwickeln die einzelnen Länder bereits nationalen REDD+ Strategien, worin sie z.B. von der Forest Carbon Partnership der Weltbank und dem UN-REDD Programm unterstützt werden. Gleichzeitig entstehen auf Initiative von einer weiten Bandbreite an Akteure REDD+ Pilotprojekte, die darauf abzielen Kohlenstoffkredite auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt zu verkaufen. Das Teilprojekt 2 untersucht dabei, welche Aspekte von Biodiversität in REDD+ Pilotprojekten und auf der nationalen Ebene berücksichtigt werden, um Empfehlungen für die Biodiversitätserfassung und -bewertung unter REDD+ auf verschiedenen Maßstabsebenen zu entwickeln.

Die Untersuchungen werden im Rahmen von zwei Fallstudien in Peru und in Kenia durchgeführt, die zwei unterschiedliche Typen von REDD+ Ländern repräsentieren. In Peru, einem waldreichen Land mit relativ niedriger historischer Entwaldung, zielen REDD+ Aktivitäten überwiegend auf vermiedene Entwaldung ab. Im Gegensatz dazu ist in Kenia, das schon viel Wald verloren hat, der Aufbau von Kohlenstoffvorräten (Aufforstung/ Wiederbewaldung) eine wichtige REDD+ Aktivität. In beiden Ländern werden Interviews mit Biodiversitäts- und REDD+ Experten durchgeführt, die auf Projekt- bis hin zu nationaler Ebene arbeiten. Zusätzlich dazu werden Biodiversitätsdaten und Monitoring-Methoden, die auf den verschiedenen Maßstabsebenen zur Verfügung stehen, zusammengestellt. 

Transport von geschlagenen Baumstämmen, Ucayali Region, Peru. (© CB Schmitt)

 

 

 

 

 

 

 

 

Erste Ergebnisse

Erste Projektergebnisse lieferte ein Expertenworkshop, welcher von 14.-16. April 2010 in Freiburg gemeinsam vom IFP  und dem Institut für Landespflege durchgeführt wurde. Über 30 Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis aus 11 verschiedenen Ländern setzten sich mit den Themen „biodiversity safeguards & co-benefits“, „sustainable forest management“, „forest biodiversity monitoring“ und „protected areas and REDD+“ auseinander. Im Vorfeld des Workshops wurde ein Hintergrundartikel (pdf-Datei, 0,4 MB) zu Biodiversität unter REDD+ verfasst; eine Zusammenfassung des Workshops (pdf-Datei, 0,3 MB) wurde auf der CBD SBSTTA14 im Mai 2010 vorgestellt.

Teilprojekt 2 hat die Feldforschung in Peru und Kenia erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus analysieren zwei weitere Arbeiten die Rolle von Biodiversität in den nationalen REDD+ Strategien von Äthiopien und Ecuador. Neben den hier gelisteten Publikationen sind weitere Veröffentlichungen zu den Projektergebnissen in Bearbeitung.

 

Veröffentlichungen

ENTENMANN, S. (2010): Certification of REDD+ pilot projects for biodiversity conservation. In: Sheil, D., Putz, F.R. & Zagt, R.J. (Hrsg.): Biodiversity conservation in certified forests.
Tropenbos International, Wageningen, the Netherlands: 157-162.

ENTENMANN, S. (2012): Análisis de proyectos piloto de REDD+ en los departamentos de Madre de Dios y San Martín con especial enfoque en sus implicancias sobre la biodiversidad. Instituto de Manejo de Paisajes, Universidad de Friburgo, Alemania y PROFONANPE, Lima, Perú. (pdf-Datei, 1,6 MB)

ENTENMANN, S., KAPHEGYI, T. & SCHMITT, C.B. (2014): Forest biodiversity monitoring for REDD+: A case study of actors' views in Peru. Environmental Management 53 (2): 300-317.

ENTENMANN, S. & SCHMITT, C.B. (2011): REDD+ as a contribution to conservation and connectivity of World Heritage Forest Sites. In: Adapting to Change - Report on the State of Conservation of World Heritage Forests in 2011.  World Heritage Papers No. 30, UNESCO, Paris: 32-38.

ENTENMANN, S. & SCHMITT, C.B. (2013a): Actors' perceptions of forest biodiversity values and policy issues related to REDD+ implementation in Peru. Biodiversity and Conservation 22 (5): 1229-1254.

ENTENMANN, S. & SCHMITT, C.B. (2013b): Consideration of biodiversity in REDD+ projects in Peru and Kenya. In: PISTORIUS, T. & SCHMITT, C.B. (Hrsg.): The Protection of Forests under Global Biodiversity and Climate Policies: Policy Options and Case Studies on Greening REDD+. BfN-Skripten 344. Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn, Germany: 44-101. (pdf-Datei, 2,05 MB)

ENTENMANN, S.K., SCHMITT, C.B. & KONOLD, W. (2014): REDD+-related activities in Kenya: actors’ views on biodiversity and monitoring in a broader policy context. Biodiversity and Conservation.
doi:10.1007/s10531-014-0821-4.

GARDNER, T.A., BURGESS, N.D., AGUILAR-AMUCHASTEGUI, N., BARLOW, J., BERENGUER, E., CLEMENTS, T., DANIELSEN, F., FERREIRA, J., FODEN, W., LEES, A.C., ROMAN-CUESTA, R.M., PARRY, L., SCHMITT, C.B., STRANGE, N., KHAN, S.M., THEILADE, I. & VIEIRA, I.C.G. (2012): A framework for integrating biodiversity concerns into national REDD+ programmes. Biological Conservation 154: 61-71.

KIBRET, Y. (2014): Prospects and stumbling blocks for REDD+ implementation in Ethiopia: A case study of Bale Eco-Region Project. MSc thesis, University of Freiburg, Germany.

MASIAS, K. (2011): Challenges of company-community partnerships: Study case in Brazil nut concessions in the context of REDD+, Madre de Dios, Peru. MSc thesis, University of Freiburg, Germany.

PARROTTA, A., WILDBURGER, C. & MANSOURIAN, S. (Hrsg.) (2012): Understanding Relationships between Biodiversity, Carbon, Forests and People: The Key to Achieving REDD+ Objectives. IUFRO World Series Vol. 31. IUFRO, Vienna .

PISTORIUS, T. & SCHMITT, C.B. (Hrsg.) (2013): The Protection of Forests under Global Biodiversity and Climate Policies: Policy Options and Case Studies on Greening REDD+. BfN-Skripten 344. Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn, Germany. (pdf-Datei, 2,05 MB)

PISTORIU,S T., SCHMITT, C.B., BENICK, D. & ENTENMANN, S. (2011): Greening REDD+: Challenges and opportunities for forest biodiversity conservation. Policy Paper, Second revised edition. University of Freiburg, Germany. (pdf-Datei, 0.3 MB)

PISTORIUS, T., SCHMITT, C.B., BENICK, D., ENTENMANN, S. & REINECKE, S. (2011): Greening REDD+ – challenges and opportunities for integrating biodiversity safeguards at and across policy levels. German Journal of Forest Research 182 (5/6): 82-98.

SCHMITT, C.B. (2013): Global tropical forest types as support for the consideration of biodiversity under REDD+. Carbon Management 4(5): 501-517.

SCHMITT, C.B., ENTENMANN, S., DELGADO, J. & WENDT, V. (2013): Actors perceptions of issues in biodiversity assessment and monitoring under REDD+: Case studies from Peru, Ecuador, Kenya and Ethiopia. In: PISTORIUS, T. & SCHMITT, C.B. (Hrsg.): The Protection of Forests under Global Biodiversity and Climate Policies: Policy Options and Case Studies on Greening REDD+. BfN-Skripten 344. Bundesamt für Naturschutz (BfN), Bonn, Germany: 102-135. (pdf-Datei, 2,05 MB)

WENDT, V. (2012): Connecting REDD+ and Biodiversity Conservation in Ethiopia - Working Practice, Suitable Areas for Actions as well as Effective Indicators and Monitoring. MSc thesis, University of Freiburg, Germany.

 


Projektlaufzeit:

2009 - 2013

Finanzierung:

Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Projektleitung (TP2):

Dr. Christine Schmitt

Bearbeitung (TP2):

Steffen Entenmann

Betreuung:

Prof. Dr. Werner Konold

Projektpartner (TP1):

Dr. Till Pistorius (IFP) - Gesamtleitung
Sabine Reinecke (IFP) - Bearbeitung
Dinah Benick (IFP) - Bearbeitung

 

 

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