Straßen im Hegau

Kontinuität und Wandel von vor- und frühgeschichtlichen Straßen im Hegau

 

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Das Wissen über die besiedelte ländliche Kulturlandschaft in vorgeschichtlichen Epochen ist durch archäologische Zufallsfunde und Notgrabungen charakterisiert. Systematische und flächendeckende Geländeuntersuchungen sind zeitintensiv und deshalb meist auf kleinräumige Großprojekte beschränkt. Dies betrifft auch die Erforschung von prähistorischen Wegen. Rekonstruktionen ganzer Wegnetzes als eigenes Untersuchungsobjekt werden nur sehr vereinzelt und nur im wissenschaftlichen Kontext durchgeführt und beruhen entweder auf umfangreiche Fundstellensammlungen oder auf einer GIS-gestützten, flächenhaften Prognose mithilfe von „Predictive Modelling“.

Mit dem laufenden Dissertationsprojekt soll untersucht werden, ob es mit den klassischen historisch-geographischen Methoden, den Theorien aus der Altstraßenforschung und modernen Techniken des „Predictive Modelling“ möglich ist, Aussagen zu vorgeschichtlichen Wegen zu machen. Ziel ist ein umfassender Datensatz mit Angaben zur räumlichen Lage, zur zeitlichen Zuordnung, deren Ungenauigkeiten und zur Qualität der Daten. Die sich daraus ergebenen sogenannten Archäologischen Verdachtsflächen dienen dann als Planungsgrundlage für die staatliche Denkmalpflege. Ein weiteres Ziel ist es, die Quellen und Methoden so auszuwählen, dass diese einfach auch auf andere Gebiete übertragen werden können. 

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Als Arbeitsgrundlage werden zunächst alle Wege im Umfeld des Landkreises Konstanz am westlichen Bodensee flächendeckend aus zwei neuzeitlichen Kartenwerken digital erfasst und bewertet. In einem zweiten Schritt werden traditionelle Theorien zum Verlauf von historischen Wegen mit Aussagen aus den Kognitionswissenschaften zur räumlichen Orientierung und Wegfindung kombiniert und mit Methoden der Geoinformatik als Workflows umgesetzt. Im dritten Schritt soll die Vorgehensweise des „Predictive Modelling“ in der Archäologie so modifiziert werden, dass statt den statistischen Annahmen die ermittelten GIS-Workflows und statt der üblichen Umweltfaktoren das digitale neuzeitliche Wegenetz als Grundlage der Modellierung eingesetzt werden. Wegabschnitte, die nach der Modellierung mit höherer Wahrscheinlichkeit auch als vorgeschichtlich eingestuft werden können, werden im abschließenden Schritt anhand von archäologischen Funden validiert.

 

 


Projektlaufzeit:

Mai 2012 - Sep. 2016

Finanzierung:

Eigenfinanzierung

Bearbeitung:

Claudia Rodat

Leitung:

Prof. Dr. Werner Konold, Prof. em. Dr. Hans-Rudolf Egli (Geographisches Institut, Universität Bern)

Partner:

Kreisarchäologie Konstanz, Regierungspräsidium Freiburg, Referat 26 Denkmalpflege

 

 

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