Kompensationsmaßnahmen

Kompensationsmaßnahmen im Wald zu Erhaltung der biologischen Vielfalt

 

Hintergrund

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Mit der Eingriffsregelung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) ist ein Instrument im Naturschutz vorhanden, das die Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft infolge von menschlichen Eingriffen ausgleichen oder ersetzen soll. Finden Eingriffe in Wäldern statt, werden, nach Abwägung des öffentlichen Interesses, ein waldrechtlicher und ein naturschutzrechtlicher Ausgleich festgelegt. Während der waldrechtliche Ausgleich nach Landesrecht erfolgt, ist der naturschutzrechtliche Ausgleich seit der Novellierung des BNatSchG bundesrechtlich geregelt. Durch die Novellierung ist die Eingriffsregelung teilweise flexibler geworden und ermöglicht u.a. die Bevorratung von Kompensationsflächen und Maßnahmen in sog. Pools. Auch können Maßnahmen in die land- und forstwirtschaftliche Produktion integriert werden. Bislang werden jedoch viele Maßnahmen aus naturschutzfachlicher Sicht noch nicht befriedigend umgesetzt, d.h. zeitliche, räumliche oder funktionale Aspekte finden zu wenig Beachtung. Somit sollte das Spektrum möglicher Maßnahmen auf eine Ausweitung hin überprüft werden. Zudem sollte unter Beachtung des funktionalen Zusammenhangs zum Eingriff eine Priorisierung von Maßnahmen im Hinblick auf ihre naturschutzfachliche Wirksamkeit erfolgen. Generell sind Kompensationsmaßnahmen anzuerkennen, die zu einer tatsächlichen und langfristigen Aufwertung von Ökosystemen führen, sich somit von bereits bestehenden Verpflichtungen abgrenzen lassen. Darüber hinaus sollten sich Maßnahmen sinnvoll in Gesamtkonzepte des Naturschutzes, wie den Wiedervernetzungsmaßnahmen, einbinden lassen.

 

Ziele

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Im F&E-Vorhaben soll die Wissensbasis für die zukünftige Weiterentwicklung und Umsetzung von effektiven, biodiversitätsfördernden Kompensationsmaßnahmen in Wäldern geschaffen werden. Zentrale Zielsetzungen sind die Darstellung potenzieller Kompensationsmaßnahmen in Wäldern und die umfassende Analyse ihrer Effektivität im Hinblick auf den Erhalt und die Förderung von Biodiversität.


Im Einzelnen werden im Vorhaben die folgenden Fragestellungen untersucht:

  • Welche Maßnahmen und Maßnahmenkombinationen sind aus naturschutzfachlicher Sicht für den Einsatz als Kompensationsmaßnahme in und am Rande von Waldflächen, aber auch im Rahmen der Waldbegründung geeignet?
  • Wie sind solche Kompensationsmaßnahmen hinsichtlich ihrer naturschutzfachlichen Wirksamkeit für den Erhalt und die Entwicklung der biologischen Vielfalt im Wald und ihres Beitrags zu naturschutzfachlichen Gesamtkonzepten, wie den Wiedervernetzungsmaßnahmen, zu beurteilen?
  • Welche Merkmale bzw. Indikatoren eignen sich bei den verschiedenen Maßnahmentypen zur Bewertung der Leistungserfüllung und wie kann ein sinnvolles Zusammenspiel zwischen artspezifischen, abiotischen und funktionalen Merkmalen hergestellt werden?
  • Wie lassen sich die funktionalen und naturräumlichen Zusammenhänge zwischen typischen Eingriffstatbeständen und den als sinnvoll identifizierten Maßnahmen herstellen, welche Kompensationsäquivalente sind vorzusehen und wie sind mögliche Kompensationsmaßnahmen in Bezug zur „Guten fachlichen Praxis“ der Forstwirtschaft und gegenüber dem forstlichen Ausgleich abzugrenzen?

 

Vorgehensweise

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Das Projekt baut auf Vorarbeiten der Professur für Landespflege und der Projektpartner auf. Schwerpunkt bildet die umfassende Analyse nationaler und internationaler Fachliteratur sowie praxisrelevanter Publikationen, wie Verordnungen oder Berichten von Verwaltungen und Maßnahmenträgern. Bereits vorgesehene oder angewendete Kompensationsmaßnahmen werden kategorisiert und beschrieben, darüber hinaus weitere, alternative Maßnahmen identifiziert und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität analysiert. Spezifische Maßnahmen werden auch mit dem Verfahren eines Systematic Reviews untersucht. Die Ergebnisse der Literaturanalyse werden im Rahmen von zwei Expertenworkshops diskutiert und ergänzt. In der Synthese soll ein Kataster von naturschutzfachlich sinnvollen Kompensationsmaßnahmen im Wald entstehen, das die Wirksamkeit der Maßnahmen entsprechend der naturräumlichen und landschaftlichen Zusammenhänge bewertet, funktionale Wechselwirkungen transparent macht, geeignete Bewertungsmerkmale identifiziert und eine Zuordnung nach Eingriffstatbeständen vorschlägt.

 


Projektlaufzeit:

2013 – 2015

Finanzierung:

Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Bearbeitung:

Dr. Mirjam Milad, Steffen Entenmann

Leitung:

Dr. Harald Schaich, Prof. Werner Konold

Partner:

Ass. Jur. Jochen Schumacher (Institut für Naturschutz und Naturschutzrecht GbR), Prof. Klaus Werk (Hochschule Geisenheim University)

 

 

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