Steineichenwälder

Built to last? Land-use history, ecological determinants, and land manager perspectives of regeneration of holm oak (Quercus ilex) dehesas

 

Problemstellung

Die offenen Steineichenwälder (Dehesas) der Iberischen Halbinsel sind ein agroforstwirtschaftliches Landnutzungssystem, das gekennzeichnet ist durch eine Kombination von offenen Eichenbeständen mit einem Mosaik aus Weiden, Brach- und Ackerflächen. Ihre hohe naturschutzfachliche Bedeutung ist vielfach anerkannt, u.a. durch Aufnahme der Dehesas in die Liste besonders zu schützender Lebensräume in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union. Doch die langfristige Stabilität der Dehesas ist gefährdet. Jüngste Untersuchungen stellten fest, dass die Regenerationsrate der Steineichen in den Dehesas über 75 mal niedriger ist als in einem unbewirtschafteten Steineichenwald. Die erfolgreiche Verjüngung von Steineichen ist ausschlaggebend für die Erhaltung der außergewöhnlich hohen Biodiversität der Dehesas Spaniens. Das Ziel der vorliegenden Dissertation war es daher, am Beispiel einer typischen Dehesa-Region Strategien für die langfristige Erhaltung von Steineichenbeständen zu entwickeln. Dazu wurde der Zustand der Verjüngung quantitativ erfasst sowie der mögliche Einfluss von Landnutzung und ökologischen Standortfaktoren untersucht. Die Dissertation besteht aus sechs Einzelstudien und basiert auf einem breiten Methodenspektrum, das eine historische Landschaftsanalyse, eine Verjüngungsinventur und eine schriftliche Befragung umfasst.

 

Landschaftsgeschichte

Die Untersuchung der Landschaftsgeschichte (1700-2000) ergab, dass die meisten Dehesas zwischen dem 18. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts durch Auflichtung von dichtem Hartlaubwald und Buschland (sog. monte pardo) entstanden sind. Da Steineichen ein Alter von 500-700 Jahren erreichen, sind die meisten der Bäume in den Dehesas Relikte des monte pardo. Techniken für die Ver-jüngung von Steineichen unter den Bedingungen systema-tischer Beweidung und Ackerbaus haben sich nicht historisch entwickelt, was zu dem so genannten "Verjüng-ungsproblem" geführt hat.

Eine GIS-Analyse von drei Sets von Luftbildern und Orthofotos (1956, 1984 und 1998) zeigte, dass die Bestandesdichten vermutlich durch Einschlag von Steineichen, Bodenbearbeitung und Ackerbau deutlich zurückgegangen sind (von 25,7 auf 20,7 Bäume pro ha).

 

Verjüngungsinventur

In einer Verjüngungsinventur wurden alarmierend niedrige Dichten von Steineichen im juvenilen und Jungbaumstadium (51,2 und 85,0 Pflanzen pro ha) gemessen, die aber standortabhängig stark variierten. Verjüngung trat räumlich geklumpt auf und war an spezifische Mikrohabitate wie Sträucher, Felsrippen und Altbäume gebunden.

In einer Analyse der Durchmesserstruktur von Steineichenbeständen wurde ein Übergang von einer negativ exponentiellen zu einer glockenförmigen Verteilung festgestellt, sobald monte pardo zu einer Dehesa aufgelichtet wird. Die mittleren Durchmesser stiegen mit zunehmender Dauer von Beweidung und Ackerbau an. Eine unausgeglichene Altersstruktur kann eine allmähliche Auflösung der Bestände zur Folge haben. Schwellenwerte für Viehbesatzstärken, die Verjüngung erlauben, liegen niedriger als alle in den Dehesas vorgefundenen Werte.

Das "Verjüngungsproblem" ist damit impliziter Bestandteil des agroforstwirtschaftlichen Nutzungssystems. Es wurde aber auch festgestellt, dass Bestände in der Lage sind, sich zu regenerieren, wenn ihre landwirtschaftliche Nutzung aufgegeben oder unterbrochen wird.

 

Befragung von Landnutzern

Im letzten Schritt wurden die Leiter von privaten Großgrundbetrieben über ihre Einstellungen hinsichtlich der Verjüngung von Steineichen befragt. Diese zeigten eine unerwartet hohe Wertschätzung für ihre Steineichen. Als grundlegende Einflussfaktoren auf das Naturschutzbewusstsein wurden Traditionen und Marktanreize identifiziert.

 

Ausblick

Als Lösungsansatz des Verjüngungsproblems in Dehesas wird die Förderung der Naturverjüngung durch Einrichtung eines rotierenden Systems von kleinflächigen, ca. 20- bis 30-jährigen Flächenstillegungen, Aufforstung und Nutzungsaufgabe diskutiert.

 

 


Projektlaufzeit:

2001 bis 2003

Finanzierung:

Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung

Bearbeitung:

Tobias Plieninger

Betreuung:

Prof. Dr. Werner Konold

Partner:

Dr. Fernando J. Pulido, Universidad de Extremadura, Plasencia (Spanien)

 

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