Karupelv-Valley Project

Karupelv Valley Project – Eine Langzeituntersuchung über Lemmingzyklen im North-East Greenland National Park

Die Ursachen der Populationszyklen von Kleinsäugern gelten nach wie vor als wichtige, noch ungelöste ökologische Frage. Dies ist auch Gegenstand des seit 1988 am Institut für Landespflege angesiedelten Langzeitvorhabens "Karupelv Valley Project", dessen Ziel es ist, solche Populationszyklen an Lemmingen zu untersuchen.

Da überschaubare Systeme am besten geeignet sind, um neue Einblicke zu gewinnen, wurde für dieses Projekt ein Untersuchungsgebiet in Nordost Grönland ausgewählt. Das Karupelv Tal (72°30' N - 24 ° W) ist Bestandteil der hocharktischen Tundra und zeichnet sich durch eine einfach strukturierte Tiergemeinschaft aus.

Bei dem hier gewählten Ansatz wird versucht, neben der Populationsdynamik der Lemminge auch gleichzeitig Informationen über die von den Lemmingen abhängigen Fressfeinde gewonnen. Die Dynamik der Lemming-Population wird seit 1988 auf jährlicher Basis anhand der Winternester auf einer Fläche von 1500 ha ermittelt. Durch diese Methode können gleichzeitig auch Daten über die Hermeline gewonnen werden, welche diese Nester in der bis zu 9 Monate dauernden Winterzeit besetzen. Die anderen Fressfeinde die vor allem im schneefreien Sommer ihren Einfluß ausüben, werden durch Brutbelege (Schnee-Eule und Raubmöwen) oder das Kontrollieren der Bauten (Polarfüchse) erfasst. Zudem wird ihre Nahrung analysiert um daraus auf die Bedeutung von Lemmingen als Nahrung für die einzelnen Räuber zu schließen.

Die langjährigen Lemming- Schwankungen im Karupelv Tal (NO Grönland)

Wie aus diesem Diagramm zu den Jahren von 1988 bis 2010 zu entnehmen ist, zeichnete sich die Lemmingpopulation in den ersten zwölf Jahren dieser Untersuchung durch die typischen zyklischen Schwankungen aus, die auf spektakuläre Populationsausbrüche in Abständen von 4 bis 5 Jahren zurückzuführen waren. Dies konnte mit einer typischen verzögerten dichteabhängigen Reaktion der Hermeline in Verbindung gebracht werden, was die Hypothese einer Schlüsselrolle spezialisierter Räuber beim Zustandekommen von Zyklen untermauert hat (Gilg-Hanski-Sittler/ Science 302 - 2003).

 

Die Beobachtungen der letzten 10 Jahre (Ausbleiben der sog. Lemming Peaks seit ca 10 Jahren) deuten nun auf Änderungen hin, die wohl mit dem Klimawandel in Verbindung stehen könnten. Die Folgen wurden nun in einem ausführlichem Artikel in der Zeitschrift Global Change Biology (2009 – Vol. 15) anhand von möglichen Szenarien näher diskutiert.

Das Fehlen dieser Peaks ist auch für das Ausbleiben von Nachwuchs bei den von Lemmingen abhängigen Beutegreifer verantwortlich: so wurde in den letzten 10 Jahren nur noch ein einziges Brutpaar von Schnee-Eulen egistriert (gegenüber eine Gesamtzahl von ca. 50 Brutpaaren für den Zeitraum 1988-1999). Ein ähnlicher Trend gilt auch für die Bruterfolge bei den Raubmöwen.

Die Realität des Klimawandels dessen Folgen auf das Ökosystem erst durch solche Langzeitbeobachtungen dokumentiert werden können, steht auch im Fokus der jetzigen Fortsetzung des Projektes. Neben der Erfassung meteorologischer Daten werden auch durch Beobachtungen zur Schneeschmelze wie auch über das Packeis dokumentiert. Als gute Indikatoren des Wandels im  Küstenbereich sind die Begegnungen mit Eisbären zu betrachten, die durch das drastische Schwinden der Eisdrift in der Grönland See immer häufiger an Land zu beobachten sind. Um diese Langzeittrends besser zu verstehen werden nun mit Hilfe von Satelliten Daten die Veränderungen der Eisverhältnisse in der Grönland See seit den 80er Jahren näher untersucht.

Begleituntersuchungen

Um diese Entwicklungen und Trends auch besser zu verstehen, wurden inzwischen verschiedene Begleituntersuchungen angestellt.
Hierzu dient auch die automatische Wetterstation. Seit 1991 werden mittels eines sog. „Passiv Sigma Samplers“ in Zusammenarbeit mit dem deutschen Wetterdienst Aerosolproben gewonnen.
Ferner finden auch dendrochronologische Untersuchungen an Zwergsträuchern (vgl. Diplomarbeit von B. Frauenberger – Institut für Waldwachstum Uni Freiburg) sowie Studien zum Treibholz (laufende Kooperation mit Inst. für Waldwachstum und WSL Zürich) statt. Im Rahmen des Projektes entstanden 2010 zudem Filmaufnahmen für eine Doku-Reihe der ARD & ARTE - TV Sender (Film „Grönland“ – Reihe „Wildes Skandinavien“)

Link zur Projekthomepage Karupelv Valley Project sowie zu den Infoseiten der Polarpost.


Laufzeit:

seit 1988

Finanzierung:

Keine Dauerförderung möglich! Bisher: DFG, Wissenschaftliche Gesellschaft Freiburg, Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz, Finanzierungspool Universität Freiburg, Sponsoren, Eigenmittel und Polarpost

Projektleiter:

Dr. Benoît Sittler

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