Historische Parkwälder

Projekt Historische Parkwälder:
Erhaltung historischer Wälder durch die Sensibilisierung zentraler Akteure – Modellhafter und nachhaltiger Umgang mit bedeutsamen Kulturlandschaften am Beispiel von Parkwäldern

 

Aktuelles aus dem Projekt

Öffentlichkeitsarbeit

Projektpartner


 

Hintergrund

Allein in Baden-Württemberg gibt es nach Einschätzung des Landesamtes für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart gegenwärtig etwa 200 pflegebedürftige und stark in Sukzession geratene historische Parkwälder. Darunter befinden sich bemerkenswerte Landschaftsparks im englischen Stil. Ihr kultur- und heimatgeschichtlicher, naturschutzfachlicher und denkmalpflegerischer Wert ist vielfach amtlich attestiert. Heute sind sie in ihrer spezifischen Ausprägung bedroht. Bei diesen Wäldern historischer Parks handelt es sich um relativ lichte Wälder, teilweise mit mächtigen, alten Baumindividuen von Eichen und Buchen. Eingebettet waren sie in das Gesamtkonzept des Parks, waren von Weide- und Wiesenflächen umgeben, enthielten Staffagebauten, Wege, Gewässer und in der Regel ein Herrenhaus oder ein Schloss. Heute sind diese Wälder häufig nach ökonomischen Gesichtspunkten in bewirtschaftete Wälder umgebaut, die Eichen und Buchen haben eine hohe astfreie Schaftlänge und es wurden Fichten oder Kiefern gepflanzt. Teilweise sind die Parks zu stark in Sukzession geraten, dabei brauchen diese Wälder pflegende Eingriffe, um das Waldbild „lichte Wälder“ zu erhalten.

 

Ziele

Die Ziele des geplanten Projekts bestehen deshalb darin, am Beispiel von Wäldern historischer Parks die jeweiligen zentralen Stakeholder (Eigentümer, Nutzer, Schützer) für eine nachhaltige und dem Denkmal angemessene Nutzung und Pflege sowie einer konstruktiven Zusammenarbeit zu sensibilisieren. Auf der Grundlage von Kriterien, die den Ansprüchen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes und des Denkmalschutzes gerecht werden, soll in einem transdisziplinären Ansatz in einer Expertengruppe eine praxisorientierte Methodik in Form eines Leitfadens erarbeitet werden, die Möglichkeiten aufzeigt, wie die Parks erhalten und entwickelt werden können.

 

 Untersuchungsgebiete

Gegenstand der Untersuchung sind sechs Parkwälder des späten 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts mit unterschiedlicher Größe, Vornutzung, landschaftlicher Ausgangssituation und Gestaltung sowie ähnlicher Folgenutzung.

Es sind:

  1. Der Sophienberg bei Kirchberg an der Jagst, Baden-Württemberg, Landkreis Schwäbisch-Hall, Fläche ca. 10 ha, Entstehungszeit des Parks Ende des 18. Jahrhundert und im Gemeindebesitz.
  2. Der Fürstliche Park Inzigkofen, Baden-Württemberg, Landkreis Sigmaringen, Fläche ca. 25 ha, der Park entstand im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts und ist im Besitz der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern.
  3. Der Favoritepark Ludwigsburg, Landkreis Ludwigsburg, Baden-Württemberg, Fläche ca. 72 ha, der Park geht aus einer barocken Gartenanlage hervor und wurde Ende des 18. Jahrhunderts im englischen Stil umgewandelt, Eigentümer ist das Land Baden-Württemberg.
  4. Der Ebersdorfer Park, Thüringen, Saale-Orla-Kreis, im Besitz der Stadt Saalburg-Ebersdorf, Fläche ca. 50 ha, einer der ältesten Landschaftsgärten Thüringens, Entstehung Anfang 19. Jahrhundert.
  5. Der Park Heinrichsruh bei Schleiz, Saale-Orla-Kreis, Fläche ca. 30 ha, im Besitz Bodenverwertungs- und verwaltungs GmbH Berlin, Entstehung Anfang 18. Jahrhundert
  6. Der Park Altenstein bei Bad Liebenstein, Wartburgkreis, im Besitz der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Fläche ca. 160 ha, der Landschaftsgarten entstand Ende 18. Jahrhundert.

 

Vorgehensweise

In einem ersten Modul erfolgt in allen Untersuchungsgebieten eine Bestandserhebung mit Methoden der historischen Landschaftsanalyse und den Einsatz von LIDAR-Daten, digitalen Orthophotos und Geländekartierungen. Hierbei erfolgt auch die Aufnahme der Stinzenpflanzen, Altbäume inkl. Alleen, Staffagen und der Wegesysteme. Zeitgleich wird eine Inventur der Waldbestände nach Grundfläche, Volumen, Baumarten- und Durchmesserverteilung vorgenommen. Hierzu gehört auch die Aufnahme von Sonderstrukturen wie Specht- und Mulmhöhlen. Die Bewertung der Parks und ihrer Waldbestände erfolgt mit gartendenkmalpflegerischen und naturschutzfachlichen Methoden wie auch nach forstlichen Maßstäben. Im zweiten Modul wird durch Sondierungsinterviews der Mitglieder einer Expertengruppe aus Vertretern der Forstwirtschaft, der Denkmalpflege und des Naturschutz ein möglichst breites Meinungsbild zur Thematik erfasst. Im dritten Modul werden in Expertenworkshops Defizite in den Bewirtschaftungsmethoden solcher sensibler Parkwälder angesprochen, analysiert und Lösungsansätze erarbeitet. Im dritten, vornehmlich aber in dem vierten Modul soll dann in der Expertenrunde ein Leitfaden zum künftigen Umgang mit Parkwäldern erarbeitet werden.

 

Praxisbezug

Die Punkte des Leitfadens werden im Fürstlichen Park Inzigkofen in die Praxis modellhaft umgesetzt und auf ihre „Tauglichkeit“ hin überprüft, bewertet und angepasst. Die für den Leitfaden gewonnenen Erkenntnisse sollen, je nach Fragestellung und Objekt, in abgeschlossenen Arbeitseinheiten eine dem Denkmal, dem Forst und dem Naturschutz gerechte und nachhaltige Bewirtschaftung ermöglichen. Somit ist eine Übertragbarkeit des Leitfadens auf andere bedeutsame Parkwälder gegeben.

  


Projektlaufzeit:

März 2013 – Mai 2016

Finanzierung:
 
Bearbeitung:

Patrick Pauli, Prof. Dr. Werner Konold

Mitarbeiter:

Sebastian Schwab, Stefan Schneider, Magnus Jauch

Koordination:

Patrick Pauli

Leitung:

Prof. Dr. Werner Konold

Benutzerspezifische Werkzeuge