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Biber Schutzgebiet

Die Rückkehr des Bibers (Castor fiber) als Motor für neue Schutzgebietsstrategien

 

Hintergrund

Die Ausweisung von Schutzgebieten ist ein zentrales Werkzeug zum Erhalt von Ökosystemen. Vor allem in unseren dichtbesiedelten Kulturlandschaften stellt sich eine nachhaltige Sicherung ökologisch funktioneller Lebensräume jedoch als immer komplexer dar. Die Reaktions- und Anpassungsfähigkeit auf sich ständig ändernde Bedingungen wird deshalb zu einem maßgeblichen Charakteristikum zukunftsfähiger Strategien im Naturschutz. Adaptive Managementansätze kommen beim Naturschutz in westeuropäischen Kulturlandschaften bislang jedoch nur selten zur Anwendung. Dabei bergen diese Konzepte ein beachtliches Potential, um die bestehenden Instrumente des Naturschutzes, wie beispielsweise die FFH-Richtlinien, zu unterstützen und deren Wirkungsgrad noch zu erhöhen. An dieser Stelle setzt unser Forschungsvorhaben im Moorschutzgebiet Wurzacher Ried an.

Das Schutzgebiet Wurzacher Ried beinhaltet eine der größten zusammenhängenden und noch intakten Hochmoorflächen Westeuropas und wurde 1989 mit dem Europadiplom der Kategorie A ausgezeichnet. Seit den späten 1980er Jahren erfolgten aufwändige Renaturierungsmaßnahmen, um den Einwirkungen einer über 200jährigen Nutzung namentlich durch Torfabbau und Entwässerung entgegenzuwirken. Seit einigen Jahren wird das Wurzacher Ried wieder vom Biber besiedelt. Dort, wo der Biber im Gebiet auftritt, sind teilweise großflächige Überstauungen zu verzeichnen. Damit birgt die Rückkehr des Bibers ein großes Potential für eine effiziente „natürliche“ Renaturierung ehemals entwässerter Feuchtgebiete. Andererseits wirft das Auftreten des Bibers jedoch zunehmend Fragen hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Schutzgebietes und des Vorgehens beim Management auf. Hier wird deutlich, dass Pflege- und Entwicklungspläne in unserer heutigen Landschaft nicht ohne Weiteres über Jahrzehnte unverändert beibehalten werden können.

 

Vorgehen

Bisherige Arbeiten am Biber in Deutschland beschäftigten sich hauptsächlich mit dem Konfliktmanagement im Zuge der Ausbreitung des Nagers entlang von Fließgewässern. Unser Vorhaben geht einen Schritt weiter. Die Rückkehr des Bibers soll die Entwicklung neuer Managementstrategien für Feuchtgebiete unterstützen. Geklärt werden soll, inwieweit die Effekte der Rückkehr des Bibers systematisch für Feuchtgebietsrenaturierungen genutzt werden können. Darüber hinaus soll die Tierart als Medium für naturschutzdidaktische Konzepte eingesetzt werden.

Ein adaptives Schutzgebietskonzept muss die sich wandelnden ökologischen Bedingungen berücksichtigen und gleichzeitig den Belangen von Öffentlichkeit und Landnutzern Rechnung tragen. Unser Projekt ist deshalb modular aufgebaut.

Untersuchungen im Bereich der Ökologie konzentrieren sich auf die zu erwartenden ökologischen Effekte, die durch den Biber im Gebiet bewirkt werden. Ein Vergleich bisheriger anthropogener Wiedervernässungsmaßnahmen mit den Auswirkungen der vom Biber verursachten Überstauungen zielen darauf ab, die Renaturierungswirkung des Bibers zu quantifizieren. Gleichzeitig untersuchen wir die Effekte des Bibers auf den Moor- und Feuchtgebietslebensraum und auf dort vorkommende charakteristische, naturschutzrelevante Arten.

Das Modul Management fokussiert sich auf Zusammenhänge der Effekte des Bibers und die Durchführbarkeit von Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes wie z.B. die Mahd auf Pflegeflächen, die aufgrund von Überstauungen nicht länger gemäß den Pflege- und Entwicklungsplänen durchführbar ist. Neue Konzepte, die die dynamischen Veränderungen mit der für den Vertragsnaturschutz notwendigen Planungssicherheit in Einklang bringen, sind das Ziel innerhalb dieses Projektbereichs.

Die landschaftsgestalterische Wirkung des Bibers bietet hervorragende Möglichkeiten, sowohl ökologische Prozesse als auch die Wirkungsweise von Naturschutzinstrumenten anschaulich zu vermitteln. Die im Rahmen der o.g. Module gewonnenen Erkenntnisse und Informationen werden umweltdidaktisch verwertet und fließen in ein Öffentlichkeitsarbeitskonzept ein.

Durch die Verflechtung der verschiedenen Bereiche Ökologie, Management und Öffentlichkeitsarbeit lässt sich ein integratives Schutzgebietskonzept entwickeln. Ein dauerhaftes Gebietsmonitoring ist ein weiterer Bestandteil dieses Konzepts. Das Monitoring gewährleistet die notwendige Rückkopplung mit den jeweils im Gebiet ablaufenden Prozessen und ermöglicht notwendige Anpassungen von Maßnahmen an wechselnde Bedingungen.

 


Projektlaufzeit:

2010-2013

Finanzierung:

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Projektleitung:

Dr. Thomas Kaphegyi & Prof. Dr. Werner Konold

Mitarbeiter:

Dr. Thomas Kaphegyi, Yvonne Christoffers, Mascha Bremer, Dennis van de Poel, Steffen Wolf, Valentin Mader, Oliver Itzel

 

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