Tourismusregionen

Biodiversität und Klimawandel als Herausforderungen für Tourismusregionen - BiKliTour

 

Hintergrund

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Biologische Vielfalt prägt die Eigenart von Landschaften und ist einer der wesentlichen Faktoren, die zur Bildung einer regionalen Identität führen. Es bestehen eindeutige Zusammenhänge zwischen einer hohen biologischen Vielfalt und einer bevorzugten Nutzung zu Erholungszwecken. Landnutzungsänderungen und der sich abzeichnende Klimawandel stellen jedoch eine Gefährdung für die biologische Vielfalt dar. Durch den Rückgang der charakteristischen Naturausstattung von Tourismusregionen könnten die von den Besuchern besonders geschätzten Landschaftseindrücke selten werden. Ebenso sind Einschränkungen für bestimmte Freizeitnutzungen denkbar, da beispielsweise durch wärmere Winter in Mittelgebirgsregionen nur noch an wenigen Tagen im Jahr Wintersport möglich ist. Auch sind durch den Klimawandel Änderungen in der touristischen Nachfrage denkbar, etwa eine verstärkte Nachfrage in deutschen Küstenregionen oder an Binnengewässern in den Sommermonaten.

 

Ziele

Ziel des Projekts ist es, trotz diverser Gefährdungspotentiale durch den Klimawandel die touristische Nutzung und biologische Vielfalt nachhaltig zu sichern. Es sollen Grundlagen für eine umwelt- und naturverträgliche räumliche Planung touristischer Destinationen unter Berücksichtigung von klimawandelbedingten Prozessen entwickelt werden.

Es werden gemeinsam mit verschiedenen Akteuren in den Untersuchungsregionen (s. u.) Empfehlungen erarbeitet, die dazu dienen sollen, Grundlagen für eine Anpassung der Regionalplanung und Regionalentwicklung auf Basis einer breit getragenen Akzeptanz unter den Belangen eines naturverträglichen Tourismus zu schaffen.

 

Forschungsansatz

Der angewandt-wissenschaftliche FuE-Charakter des Projektes kommt in der Einbindung von Schutzgebieten und Tourismusverbänden zum Ausdruck. Um den im Rahmen des Projekts zu initiierenden und zu begleitenden integrativen Kommunikations- und Partizipationsprozess mit unterschiedlichen Akteuren aus Tourismus, Naturschutz, Planung, Verkehr und Regionalentwicklung durchführen zu können, werden Großschutzgebiete, insbesondere Biosphärenreservate, als Beispielregionen gewählt. Deren zentrale Zielsetzung der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung durch Synergiefindung zwischen Naturschutz und Tourismus ermöglicht eine besonders zielgerichtete Einbindung und Zusammenführung der verschiedenen Interessengruppen.

Das Projekt soll in mehreren Stufen bearbeitet werden. Die einzelnen Schritte sind:

  • Arbeitsschritt 1: Auswertung vorliegender Daten und Szenarien zum Stand der Biodiversität, des Klimawandels und des Tourismus.
  • Arbeitsschritt 2: Experteninterviews mit Interessenvertretern in den Regionen. Ziel: Erhebung der Wahrnehmung des Handlungsbedarfs im Themenfeld Biodiversität-Klimawandel-Tourismus bei verschiedenen Gruppen.
  • Arbeitsschritt 3: Mittels Workshops werden sowohl regionsspezifische als auch übergreifende Ansatzpunkte und Themenfelder in die Regionen getragen.
  • Arbeitsschritt 4: Entstehende Aktivitäten und Initiativen werden durch die beteiligten Forschungsinstitute unterstützt und fachlich begleitet.
  • Arbeitsschritt 5: Bilanzierung und Reflexion der entstandenen Initiativen und Strategien in den verschiedenen Tourismusregionen.
  • Arbeitsschritt 6: Erarbeitung der Handlungsempfehlungen.

Durch die Beteiligung unterschiedlicher, für Mitteleuropa typische Naturräume können sowohl spezifische Eigenarten berücksichtigt werden, als auch verallgemeinerbare Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.

 

Untersuchungsgebiete

Betrachtet werden exemplarisch Küstenregionen (Biosphärenreservat Südost-Rügen), das Norddeutsche Tiefland mit seinen Binnengewässern (Naturpark Feldberger Seenlandschaft), Mittelgebirgsregionen (Gebiet des Naturschutzgroßprojekts Feldberg-Belchen-Oberes Wiesental) und mit einem reduzierten Ansatz Hochgebirge (Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen).

 

Ergebnisse

HEUCHELE, L.; NOTHACKER, K; RENNER, C.; KONOLD, W. & LUPP, G. (2014): Die Bedeutung des Wintersports für den Tourismus im Südschwarzwald und Überlegungen zu potentiellen schneeunabhängigen Alternativen – Eine Analyse von Wahrnehmungen im Hinblick auf den Klimawandel. – Zeitschrift für Tourismuswissenschaften, 6(1): 5-20.

HEUCHELE, L.; LUPP, G.; RENNER, C.; KONOLD, W. & SIEGRIST, D. (2013): Tourismusregionen als Modellregionen zur Entwicklung von Anpassungsstrategien im Kontext Biologische Vielfalt, Tourismus und Klimawandel - Das Beispiel Südschwarzwald. - In: Walz, U. & Syrbe, R.-U. (Hrsg.): Vielfältige Landschaften: Biodiversität, Ökosystemdienstleistungen und Lebensqualität, Tagungsband mit Kurzfassungen der Beiträge zur Jahrestagung der IALE-Region Deutschland 10.-12. Oktober 2013 in Dresden: 17.

HEUCHELE, L.; KONOLD, W. & LUPP, G. (2013): Akteursbezogene Forschung am Beispiel der
Entwicklung von Anpassungsstrategien im Kontext
biologische Vielfalt, Klimawandel und Tourismus. - DNT Journal 2013, Neue Energien – Neue Herausforderungen: Naturschutz in Zeiten der Energiewende: 106-115. pdf-download

LUPP, G.; HEUCHELE, L.; KONOLD, W.; RENNER, C.; PAULI, P. & SIEGRIST, D. (2013): Biologische Vielfalt und Klimawandel als Herausforderung für Tourismusdestinationen. Wahrnehmung und Handlungsbedarf der Akteure in naturräumlich
besonders wertvollen Beispielregionen Deutschlands. - Naturschutz und Landschaftsplanung, 45(3): 69-75.

LUPP, G.; HEUCHELE, L.; RENNER, C.; PAULI, P.; SIEGRIST, D. & KONOLD, W. (2012): Outdoor recreation destinations as model regions for adaption to climate change and protecting biodiversity. – In: FREDMAN, P.; STENSEKE, M.; LILJENDAHL, H.; MOSSING, A. & LAVEN, D. (Red.): The 6th International Conference on Monitoring and Management of Visitors in Recreational and Protected Areas Outdoor Recreation in Change – Current Knowledge and Future Challenges Stockholm, Sweden, August 21–24, 2012. – Proceedings: 212-213.

LUPP, G., HEUCHELE, L., PAULI, P., WACHLER, C., SIEGRIST, D.,KONOLD, W. & WENDE, W. (2012): Tourismusregionen als Modellregionen zur Entwicklung von Anpassungsstrategien im Kontext Biologische Vielfalt, Tourismus und Klimawandel. In: KORN, H., FEIT, U. & SCHLIEP, R. (Hrsg.): Biodiversität und Klimawandel - Vernetzung der Akteure in Deutschland VIII - Ergebnisse und Dokumentation des 8. Workshops; BfN-Skripten 307: 84-86.

 

Abschlussarbeiten

Bachelorarbeit von Maren Niehues: "Wertschätzung typischer Landschaftsbestandteile auf Rügen am Beispiel der Granitz und der Zickerschen Berge" (Dezember 2013)

Bachelorarbeit von Milena Gold: "Die Wegeentwicklung am Feldberg im Schwarzwald – Touristische Einflüsse und Wege zur Konfliktbewältigung" (September 2013)

Masterarbeit von Markus Feuerstein: "Landschaftswahrnehmung von Touristen und Erholungssuchenden im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen im Sommer" (September 2013)

Bachelorarbeit von Robert Wildenmann: "Einfluss des Mountainbikings auf die Landschaft im Südschwarzwald" (Juli 2013)

Bachelorarbeit von Angelika Grümpel: "Erfassung der Erlebniswirksamkeit der Landschaft im Südschwarzwald anhand eines experimentellen Verfahrens der Wanderwegbewertung" (August 2012)

Bachelorarbeit von Klemens Nothacker: "Die Bedeutung des Wintersports für den Südschwarzwald und potentielle schneefreie Alternativen Eine Analyse in Hinblick auf den Klimawandel" (Juli 2012)

 


Projektlaufzeit:

April 2011 bis März 2014

Finanzierung:

Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

Projektleitung:

Dr. Ralf-Uwe Syrbe (IÖR)

Bearbeitung:

Linda Heuchele, Christina Renner (IÖR), Patrick Pauli

Betreuung:

Prof. Dr. Werner Konold

Projektpartner:

Leipniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. Dresden (IÖR); Institut für Landschaft und Freiraum, Hochschule Rapperswil, CH (ILF)

 

 

 

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