Der Biber als Leitart

Der Biber (Castor fiber) als Leitart für eine integrative Naturraumentwicklung

 

Hintergrund

Nach seiner Wiederansiedlung in Bayern vor rund 50 Jahren breitet sich der Biber kontinuierlich entlang der Gewässersysteme in Deutschland aus. Das Auftreten des Bibers führt zunehmend zu Konflikten mit der Forst- und Landwirtschaft. Die Problematik wird durch den stetig steigenden Flächenbedarf für die landwirtschaftliche Produktion verstärkt. Aus Sicht des Bibermanagements sind momentane Konzepte und Vorgehensweisen nicht ausreichend, um das Konfliktpotential effizient zu entschärfen. Die Rückkehr des Bibers droht, sich zum Problemfall für den Natur- und Artenschutz zu wandeln.

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Der Biber nimmt aufgrund seiner Lebensweise eine wichtige Rolle für die Ökologie von Gewässern und Feuchtgebieten ein. Gewässer werden aber auch seit jeher vom Menschen genutzt. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Umgang mit ihnen deutlich verändert. Dennoch sind nahezu alle Gewässer in Deutschland strukturell und ökologisch stark beeinträchtigt. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie fordert die Renaturierung von Gewässern in großem Maße. Lagen die Schwerpunkte der Renaturierungsarbeiten bislang auf der Wasserqualität, rückt nun die Verbesserung des gesamtökologischen Zustands zunehmend ins Zentrum der Anforderungen. Vor dem Hintergrund der Bemühungen Biodiversität zu erhalten, sowie aus Gründen des Klimaschutzes gelten ebenfalls Renaturierungen und der Erhalt von Mooren als zentrale Anforderung des Natur- und Umweltschutzes.

Konfliktlösungen im Zusammenhang mit dem Biber beschränken sich derzeit auf Einzelmaßnahmen. Das Bibermanagement kann deshalb auf Konflikte lediglich reagieren. Ebenso werden Maßnahmen zur Aufwertung von Gewässern in der Regel jeweils nur für bestimmte, meist kurze Abschnitte geplant, und auch bei der Renaturierung von Mooren liegt der Fokus immer auf Einzelgebieten. Dadurch bleibt ein wesentliches Ziel des Naturschutzes, die Bildung ökologisch funktionaler Habitatnetze, weitgehend unberücksichtigt. An dieser Stelle wird deutlich, dass sich die Weiterentwicklung des Bibermanagements synergistisch mit den Bemühungen zur Aufwertung von Gewässern, Feuchtgebieten und Mooren kombinieren lassen. Sowohl beim Bibermanagement als auch im Zusammenhang mit dem Gewässer- und Moorschutz ist davon auszugehen, dass die Zielsetzungen effizienter und nachhaltiger erreicht werden, wenn die Verbesserungen nicht auf unabhängig durchgeführten Einzelmaßnahmen und Vorhaben basieren, sondern im Rahmen kohärenter Konzepte auf Landschaftsebene durchgeführt werden.

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Aufgrund seiner landschaftsgestaltenden Wirkungen und seiner Lebensweise an der Schnittstelle aquatischer und terrestrischer Lebensräume kann der Biber als Indikator und Katalysator im Rahmen von Konzeptionen und Schutzstrategien wirken. Der Nager kann als „Öko-Ingenieur“ maßgeblich zur Aufwertung von Gewässern und zur Renaturierung von Mooren beitragen. Auf der anderen Seite zeigt der Biber konkret den Handlungsbedarf auf, der notwendig ist, um die Anforderungen einer ökologischen Gewässerentwicklung und der Landnutzung auszubalancieren.

 

Zielsetzung

Ziel unseres Vorhabens ist die Entwicklung einer Naturschutzkonzeption, die mit dem Biber als Leitart die Aufwertung und den nachhaltigen Schutz gewässergeprägter Habitatnetze bewirkt.
Die Entwicklung solcher ganzheitlichen Konzeptionen von Habitatnetzen erfordert die Verarbeitung unterschiedlicher Aspekte. Neben den analytischen und konzeptionellen Anforderungen spielt zudem die Einbindung der Betroffenen in die Planungs- und Entscheidungsprozesse eine zentrale Rolle für die Akzeptanz und damit für die Umsetzbarkeit entsprechender Konzepte.

 

Vorgehen

Das Vorhaben soll konkret innerhalb einer Modellregion im oberschwäbischen Allgäu umgesetzt werden. Oberschwaben zeichnet sich durch eine Vielzahl von Mooren und Gewässern aus und gilt als Biodiversitäts-Hotspot. Biber werden in dem Lebensraum seit nunmehr rund 15 Jahren nachgewiesen.
Unsere Vorgehensweise basiert darauf, einerseits die durch den Biber bewirkten Renaturierungseffekte und andererseits die Konfliktpotentiale, die durch das Auftreten des Nagers entstehen, räumlich zu identifizieren und hinsichtlich ihrer Wirkung zu quantifizieren. Dadurch wird die Bilanzierung von Renaturierungseffekten und Landnutzungskonflikten ermöglicht. Aus diesen analytischen Komponenten setzen wir ein Instrument zusammen, das den Abstimmungsprozess zwischen Entscheidern und betroffenen Landnutzern maßgeblich unterstützen kann und zur Entscheidungsfindung bei naturschutzfachlichen Planungen auf Landschaftsebene beiträgt.

 


Projektlaufzeit:

01.04.2015 – 01.05.2016

Finanzierung:

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Projektleitung:

Dr. Thomas Kaphegyi & Prof. Dr. Werner Konold

Mitarbeiter:

Dr. Thomas Kaphegyi, Yvonne Christoffers, Frank Philipps

 

 

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