Waldzunahme

Waldzunahme versus Offenhaltung der Landschaft in Baden-Württemberg:
Raum-Zeit-Prozesse, ökologische Auswirkungen, politische Lösungsansätze

 

Problemstellung

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In vielen Regionen Europas steigt der Waldanteil als Folge der Extensivierung oder Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung von Grenzertragsstandorten an. Die Waldvermehrung birgt einerseits ökologische Chancen, bringt andererseits aber häufig Probleme für Gemeinden, Tourismus und Naturschutz mit sich, insbesondere einen Verlust artenreicher, offener und halboffener Kulturlandschaften. Deswegen ist das Verständnis der Prozesse, Folgen und politischen Steuergrößen der Waldzunahme von großer gesellschaftlicher Bedeutung.

 

Ziel des Projektes

Ziel des transdisziplinären Projektes ist es, Aussagen über die bisherige und zukünftige Dimension der Waldvermehrung, deren naturschutzfachliche Auswirkungen sowie ihrer Triebkräfte am Beispiel des Landes Baden-Württemberg zu treffen. Darauf aufbauend sollen Instrumente zur Steuerung durch Politik und Landschaftsplanung entworfen werden.

 

Zentrale Fragen

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  • Wie hat sich die Wald-Offenland-Verteilung historisch entwickelt?
  • Wie werden die jeweiligen Verhältnisse von den verschiedenen Akteuren bewertet?
  • Welche Auswirkungen hat die Waldzunahme insbesondere aus naturschutzfachlicher Sicht?
  • Welche Triebkräfte bestimmen die Wald-Offenland-Verteilung?
  • Wie wird sich diese künftig entwickeln?
  • Wie kann sie erfolgreich gesteuert werden?

 

Untersuchungsgebiet

Es werden zwei räumliche Ebenen betrachtet. Untersucht wird zum einen die Ebene des Landes Baden-Württemberg. Zur Vertiefung werden zum anderen fünf Gemeinden ausgewählt, die unterschiedliche Naturräume und Wald-Offenland-Verteilungen repräsentieren:

  • Bad Rippoldsau-Schapbach (Nördlicher Schwarzwald, Waldflächenanteil 91%)
  • Simonswald (Mittlerer Schwarzwald, Waldflächenanteil 82%)
  • Todtnau (Südlicher Schwarzwald, Waldflächenanteil 71%)
  • Ratshausen / Hausen am Tann (Albvorland / Albtrauf, Waldflächenanteil 55%)
  • Argenbühl (Alpenvorland, Waldflächenanteil 25%)

 

Arbeitsschritte

Das Projekt gliedert sich in fünf miteinander verwobene Arbeitspakete:

  • Eine historische Landschaftsanalyse erlaubt eine raum-zeitliche Beschreibung der Landschaftsveränderungen sowie der zugrundeliegenden Triebkräfte seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts.
  • Eine Analyse bestehender politischer Programme und lokaler Steuerungsansätze liefert Erkenntnisse über Erfolgsfaktoren und Verbesserungspotenzial der Steuerung von Aufforstung und Offenhaltung.
  • Verschiedene Einzeluntersuchungen beleuchten z.B. die Auswirkungen von Waldzunahme auf Klima und Tourismus, bewerten die unterschiedlichen Optionen der Landnutzung aus landespflegerischer Sicht oder untersuchen die Möglichkeiten des Abbaus von Barrieren bezüglich gemeinschaftlicher Nutzungsformen, die eine Offenhaltung der Landschaft fördern könnten.
  • Die Analyse und Fortschreibung von Schlüsselfaktoren der Landschaftsentwicklung (z.B. ökonomischer Art) mündet in der Darstellung von der Szenarien der künftigen Entwicklung der Wald-Offenland-Verteilung.
  • Insbesondere für die kommunale Ebene soll ein Frühwarnsystem entwickelt werden, das dazu beiträgt, unerwünschte Landschaftsentwicklungen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern

 

Praxisbezug

Während der gesamten Projektlaufzeit werden das Wissen und die Sichtweisen der betroffenen Akteure in den Forschungsprozess eingebunden:

  • Ständiger Beirat aus Vertretern der im Themenfeld engagierten und interessierten Gruppen
  • Veranstaltungen "vor Ort" in den Untersuchungsgemeinden

 

Die Ergebnisse des Projektes werden so aufbereitet, dass sie für folgende Zielgruppen nutzbar sind:

  • Politische Institutionen und Fachbehörden, z.B. Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg, Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz
  • Wissenschaftliche Einrichtungen, z.B. European Forum on Nature Conservation and Pastoralism
  • Forstleute, Landwirte/-innen, Bevölkerung vor Ort
  • Organisationen in den Bereichen Regionalentwicklung, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz und Tourismus, z.B. Landschaftspflegeverbände, Naturparkvereine, Leader-Aktionsgruppen
  • Gemeindeverwaltungen


Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) finanzierte ein dreimonatiges Transfervorhaben zur Erstellung einer Broschüre "Offenhaltung der Landschaft in Baden-Württemberg - Ideen und Erfahrungen" (Erscheinungsdatum voraussichtlich Frühjahr 2009). Ziel der Veröffentlichung ist es, anhand von Porträts gelungener Offenhaltungsinitiativen Akteuren vor Ort Ideen zur Offenhaltung zu vermitteln und einen Erfahrungsaustausch anzuregen.

 

Veröffentlichungen und wichtige Arbeitsetappen

  • Veröffentlichung der Praxis-Broschüre "Offenhaltung der Landschaft - Ideen und Erfahrungen" (pdf-Download über die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg LUBW)
  • Abschlussbericht (pdf-Download, Textband 3,3 MB, Materialband 13,8 MB)
  • Zwischenbericht für das Jahr 2007 (pdf-download 279 KB)
  • Zwischenbericht für das Jahr 2006 (pdf-download 376 KB)
  • Zwischenbericht über das Jahr 2005 in Form eines Vortragsmanuskripts für das Statuskolloquium des Projektträgers BWPLUS (pdf-download 374 KB)
  • Veröffentlichung eines Artikels zum theoretisch-konzeptionellen Rahmens des Projektes in der Zeitschrift "Natur und Landschaft" November 2006 (Vol.83, Nr. 11, Seiten 542-546: "Politische Ökologie - Ein theoretisch-konzeptioneller Rahmen für Forschungsarbeiten im Bereich der Landespflege und Regionalentwicklung")
  • Fertigstellung der Diplomarbeit von Thomas Bublitz: "Triebkräfte der Waldflächenzunahme im Schwarzwald" (eine Analyse der Waldflächenzunahme zwischen 1968 und 2005 für die Gemeinden Todtnau, Simonswald, Bad Rippoldsau-Schapbach mittels einer vergleichenden Luftbildauswertung) (November 2006)
  • Fertigstellung der Diplomarbeit von Michaela Allgaier: "Untersuchungen zur Waldentwicklung im Mittleren Schwarzwald - Szenarien der Landschaftsentwicklung am Beispiel der Gemeinde Simonswald " (Dezember 2006)
  • Veröffentlichung des Diskussionsbeitrags "Was einem mit einer schönen Wiese so alles blühen kann: Vertragsnaturschutz in der Praxis - eine Posse in vier Akten"(pdf-download 49 KB) (in Naturschutz und Landschaftsplanung 39(6): 190-191, Juni 2007)
  • Öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltung in Bad Rippoldsau-Schapbach, 3. August 2007 (Presseschau, pdf-download 1,5 MB)
  • Veröffentlichung des Artikels "Behindert die Förderung der Erstaufforstung die Offenhaltung der Landschaft? Das Beispiel Baden-Württemberg" (Naturschutz und Landschaftsplanung 39(9): 273-280, September 2007)
  • Veröffentlichung des Artikels "Rechtliche Handlungsmöglichkeiten zur Offenhaltung der Landschaft - am Beispiel Baden-Württembergs" (Natur und Recht 30(10): 673-684.
  • Veröffentlichung des Projektporträts "Wenn der Wald zu viel wird - Von Steuerungsinstrumenten und Frühwarnsignalen" in Einblicke 2008 - Journal zur Umweltforschung und Umwelttechnik in Baden-Württemberg, 30-31.

 


Projektlaufzeit:

April 2005 - Oktober 2008

Finanzierung:

Baden-Württemberg Programm "Lebensgrundlage Umwelt und ihre Sicherung" (BWPLUS); Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg für dreimonatiges Transferprojekt

Bearbeitung:

Dr. Franz Höchtl: Raum-zeitliche Landschaftsanalyse Landespflegerische Bewertung
Dr. Claudia Bieling: Politikfeldanalyse, Szenarienentwicklung

Betreuung:

Prof. Dr. Werner Konold

  

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